Die Zusatzpflegeversicherung ohne Gesundheitsprüfung ist seit dem 1. Januar 2013 über den sogenannten Pflege-Bahr möglich. Mit dem Pflege-Neuausrichtungs-Gesetz (PNG), das auf Initiative des Gesundheitsministers Daniel Bahr (FDP) im Oktober 2012 beschlossen wurde, erhalten die Versicherungsnehmer sogar einen staatlichen Zuschuss zur Eigenvorsorge per Zusatzpflegeversicherung ohne Gesundheitsprüfung. Damit erfüllt der Pflege-Bahr zwei wichtige Bedingungen, um Zusatzpflege attraktiver zu machen: Er wird gefördert und schließt niemanden wegen Vorerkrankungen aus.28
Die Bedeutung der Zusatzpflegeversicherung ohne Gesundheitsprüfung
Während die Medien und Oppositionspolitiker die in ihren Augen zu geringe Förderung von 5 Euro monatlich bemängelten, wurde der Hauptvorzug der Zusatzpflegeversicherung ohne Gesundheitsprüfung bislang wenig kommuniziert: Jeder kann sie abschließen, was ein Novum in der privaten Versicherungswirtschaft darstellt. Den Versicherungsgesellschaften wurde ein Kontrahierungszwang auferlegt, sie müssen die Anträge annehmen. Bislang gab es für Pflegezusatzversicherungen eine lange Liste von Ausschlusskriterien für diverse Krankheiten, von Demenz und Alzheimer über Lähmungen, HIV und Leberzirrhose bis zu insulinpflichtiger Diabetes Mellitus wurden Antragsteller abgelehnt. Mit der Zusatzpflegeversicherung ohne Gesundheitsprüfung per Pflege-Bahr erhalten Personen mit diesen Krankheiten nun die Chance auf eine zusätzliche Pflege. Auch alle übrigen Menschen, die sich im Grunde recht gesund fühlen, können sich in Ruhe absichern. Dabei ist der Pflege-Bahr nicht teuer, ab einem Monatsbeitrag von 10 Euro schießt der Staat 5 Euro zu, für den geringen Jahresbeitrag von 60 Euro (der erhöht werden kann), sind per Gesetz Mindestleistungen garantiert. In der Pflegestufe 0 müssen diese 10 Prozent, bei Stufe = 20 Prozent, Stufe II = 30 Prozent und Stufe III = 100 Prozent betragen. Versicherer können die Leistungen freiwillig erhöhen.
Zielrichtung der Zusatzpflegeversicherung ohne Gesundheitsprüfung
Die Bundesregierung möchte mit der Zusatzpflegeversicherung ohne Gesundheitsprüfung die gesetzliche Pflege stabil und demografiefest machen, die Antragsteller können eine Policen höhe bis zur doppelten Leistung der gesetzlichen Pflege abschließen. Die Versicherer dürfen dabei nicht einmal Risikozuschläge erheben, die Regierung hat also die private Versicherungswirtschaft mit der Zusatzpflegeversicherung ohne Gesundheitsprüfung stark in die Pflicht genommen. Diese vertreibt dennoch seit Januar 2013 die entsprechenden Policen und wirbt mit deren Vorzügen, zu denen auch der Wegfall einer fünfjährigen Wartezeit (die ebenfalls gesetzlich fixiert wurde) bei Unfällen gehört. Die Zusatzpflegeversicherung ohne Gesundheitsprüfung leistet ebenso wie die staatliche oder private Pflegeversicherung ein Pflegetagegeld entsprechend der festgestellten Pflegestufe zwischen 0 und III. Die Versicherer übernehmen die Antragstellung auf Förderung, Interessenten müssen sich lediglich einen geeigneten Partner unter den werbenden Versicherungsunternehmen aussuchen. Der Bedarf ist hoch, denn von Pflegebedürftigkeit könnten und werden nahezu alle heute lebenden Personen unter 60 Jahren irgendwann betroffen sein. Die durchschnittliche Pflegedauer beträgt in Deutschland reichlich acht Jahre. Die staatliche Pflege genügt keinesfalls für die nötige Finanzierung, auch die zusätzlichen Mittel aus einer Altersrente genügen nicht in jedem Fall, wenn diese Rente nicht deutlich über 1.500 Euro liegt. Dass die Pflegebedürftigkeit steigt, liegt an den modernen medizinischen Möglichkeiten, die das Leben weit über das Maß verlängern, das frühere Generationen kannten, allerdings nicht bei guter Gesundheit. Die Problematik unterliegt in der Gesellschaft aber einem massiven Verdrängungsprozess, was auch am geringen Generationenabstand der heute aktiven Bevölkerung zu ihren Eltern liegt. Wenn diese pflegebedürftig werden, stehen die Kinder meist kurz vor der Rente und begreifen erst dann, welches Schicksal sie selbst unweigerlich treffen wird. Mit der Zusatzpflegeversicherung ohne Gesundheitsprüfung will die Bundesregierung die Menschen motivieren, zu sehr geringen Monatsbeiträgen und ohne die Hürden von Gesundheitsfragen rechtzeitig vorzusorgen.